Nürnberg:
Das Erscheinen der Werks-March-BMW mit Jarier und Stuck sowie der RondeI-Truppe
verhinderte, daß der Zusatzwettbewerb zum F.2-Championat auf dem
Norisring zur Farce gestempelt wurde.
Der „deutschstämmige“ Jarier — sein Vater besitzt
übrigens noch einen gültigen deutschen Reisepaß, der Großvater
gehörte noch vor wenigen Jahren zu den Aachener Stadtvätern
— fühlt sich allerdings als waschechter Franzose. Der frischgebackene
Formel-2-Europameister führte den Aufmarsch der F.2-Monoposti auf
dem ehemaligen Reichsparteitaggelände an. Seine Trainingszeit lag
sogar eine knappe Sekunde unter Kinnunens Rundenrekord.
Mit Coulon, Gubelmann und Stuck auf den nächsten Plätzen in
der Startaufstellung folgten drei weitere March-BMW. Scheinbar tat den
Vierventilern die bayrische Luft recht gut. Für die etablierte Formel-2-Branche
war soweit die Welt noch in Ordnung, doch daß Roland Binder hinter
Tom Pryce die sechstbeste Trainingszeit erzielt hatte, nötigte Leuten
wie Schenken oder Pescarolo nur ein verständnisloses Kopfschütteln
ab.
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Jarier,
der zu Recht das Mauerwerk ausgangs eines S-förmigen Schlängels
beanstandete, ließ in der ersten Runde des in zwei Läufe aufgeteilten
Rennens Coulon den Vortritt. Erst in der achten Runde ging er an seinem
Landsmann vorbei. Zur gleichen Zeit eleminierten sich am Schluß
des Feldes Binder und der Schweitzer Vonlanthen, als sie gegenseitig Tuchfühlung
nahmen.
Wenig später blieb Jarier mit einem Motorschaden stehen. Stuck folgte
auf der Ausfalliste. Eine Schraube am Schaltgestänge war abgebrochen.
Mit Gubelmann, der Wollek und Schenken rundenlang Paroli geboten hatte,
schied der vierte March-BMW aus. Binder, Jarier, Stuck und der Amerikaner,
sie alle konnten zum zweiten Lauf wieder antreten. Für Coulon, der
vor Pryce die Führung behauptete, kam das „Aus“ jedoch in Form eines
nicht reparablen Motorschadens. An ein Ersatztriebwerk war angesichts
der strapaziösen F 2-Saison ohnehin nicht zu denken. Zwar drehte
der Franzose nach einem langen Boxenstop noch einige lahme Runden, da
zunächst nur ein Defekt am Verteiler vermutet wurde, doch bald merkte
CouIon, daß das Übel tiefer lag.
Während WolIek eine Minute zur Demontage des
Heckspoilers verlor - eine Halterung war gebrochen -‚ übernahm Schenken
die Spitze. „Ich spürte plötzlich keine Bremswirkung mehr und
rutschte geradeaus“, kommentierte der verwegen fahrende Brite Tom Pryce
den Führungswechsel. Mit Schenken, Pryce und Pescarolo gingen die
ersten drei Plätze an die Rondel-Mannschaft - ein Vorgriff auf das
Gesamtklassement.
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Aus der
letzten Startreihe wühlte sich Jarier beim zweiten Lauf so gekonnt
durch das Feld, daß er nur zwei Runden benötigte, um alle Konkurrenten
hinter sich zu lassen. Dahinter folgten die vier Motul M1. Hans Stuck
ging nicht ganz so vehement zu Werke. Nacheinander schnappte er sich Wollek
und Pescarolo. Schenken und Pryce waren inzwischen aber schon enteilt.
Jarier fuhr souverän vorneweg, obwohl eine lose Heckflossenstrebe
den Spoiler schräg stellte.
Der Japaner Kurosawa begann sein Formel-2-Debüt
in Europa mit viel Pech. Er drehte sich auf der eigenen Ölspur und
mußte aufgeben. Gubelmann rollte mit einem Defekt an der Elektrik
an die Box, während Wollek einige Runden vor Schluß des Rennens
von der Kraftübertragung im Stich gelassen wurde.
Gunnar Nilsson, der am gleichen Tag auch seinem gewohnten
Metier in der Formel Super Vau nachging, wenngleich ihn dort die Technik
einen Streich spielte, fand sich in der Formel 2 erstaunlich gut zurecht.
In der Endabrechnung belegte der Schwede den vierten Platz hinter Schenken,
Pryce und Pescarolo. Für Jochen Mass und Patrick Depailer war eine
Teilnahme bei diesem Rennen wertlos, da sie ihr Punktekonto bei den Zusatzwettbewerben
bereits erschöpft hatten. Die Entscheidung, wer hinter Jarier Vizemeister
wird, stand also noch offen.
J. v. 0.
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